Celibidache Festival 2002


 

 Stiftung 



1. Sergiu Celibidache Festival

eine Hommage an Sergiu Celibidache zum 90. Geburtstag
7. bis 20. Oktober 2002
Prinzregententheater München

 

Konzerte    Meisterklassen    Filmfestival    Vorträge   
Textbeiträge    Presse    


Am 11. Juli diesen Jahres hätte Sergiu Celibidache seinen 90. Geburtstag gefeiert. Dies nimmt die Sergiu Celibidache Stiftung zum Anlass, erstmals in München ein Festival zu veranstalten: Vom 7. bis 20. Oktober 2002 findet in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater das 1. Sergiu Celibidache Festival unter der Schirmherrschaft von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude statt.

Das Benefizfestival zugunsten der Sergiu Celibidache Stiftung führt Künstler zusammen, die mit Sergiu Celibidache musiziert und gearbeitet haben. Das Festival möchte aber in erster Linie nicht nur an das musikalische und pädagogische Lebenswerk des Dirigenten und Philosophen erinnern, sondern es vielmehr zur Diskussion stellen und weiterführen.

So geht es bei diesem Festival einerseits um das unmittelbare Konzerterlebnis im Sinne Sergiu Celibidaches und andererseits um die Weitergabe und kritische Auseinandersetzung mit der durch ihn begründeten Phänomenologie der Musik. In diesem Zusammenhang kommt auch der Förderung junger Musiker im Rahmen des Festivals ein besonderer Stellenwert zu.

In Meisterklassen, einem Dirigierkurs und dem erstmalig unter der maßgeblichen Mitwirkung von Dozenten der Münchner Philharmoniker zusammengestellten Festivalorchester werden Grundzüge der Phänomenologie vermittelt. Die Kurse werden in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding, der Hochschule für Musik und Theater München und der Jungen Münchner Philharmonie durchgeführt.

Ein dreitägiges Filmfestival in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum sowie Gesprächsrunden und Vorträge bieten die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit der Lehre und dem Musizieren Celibidaches, seinen Methoden und seiner Philosophie.

Am 10. Oktober eröffnet Ida Haendel, die Grande Dame der Violine und Kuratoriumsmitglied der Sergiu Celibidache Stiftung, die Konzertreihe. Sie spielt Beethovens Violinkonzert mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter der Leitung von Alexandre Myrat, der 1974 Sergiu Celibidache in Paris erstmals begegnete und dessen Arbeit in den folgenden Jahren maßgeblich von Celibidaches Mainzer Kursen beeinflusst wurde.

Am 19. Oktober abends findet ein großes Abschlussfest statt   eine lange Nacht der Musik. Hier treten die jungen Musikerinnen und Musiker aus den unterschiedlichen Meisterklassen auf, hier spielen Wegbegleiter Celibidaches aus unterschiedlichsten Schaffensjahren. Eine besondere Berücksichtigung finden an diesem Abend Werke von Komponisten zu denen der Maestro eine besondere Beziehung hatte. So bringt beispielsweise das Festivalorchester unter der Leitung von Enrique Garcia Asensio, der Assistent Sergiu Celibidaches in Siena und Bologna war, die Marsch-Fantasie für Großes Orchester von Günter Bialas zur Aufführung. Celibidache hatte dieses Stück 1988 beim Schleswig-Holstein Musik Festival mit dem damaligen Festivalorchester uraufgeführt. Ingolf Turban und Juan Jose Chuquisengo spielen eine Duo Sonate von Heinz Tiessen, dem Kompositionslehrer Celibidaches und Lajos Lencsés spielt mit Mitgliedern des Henschel-Quartetts und Konstanze Schramm die Jacobs-Träume von Milhaud.

Als Abschluss und feierlicher Höhepunkt des 1. Sergiu Celibidache Festivals dirigiert Zubin Mehta, ebenfalls Kuratoriumsmitglied der Sergiu Celibidache Stiftung, am 20. Oktober ein Benefizkonzert mit den Münchner Philharmonikern. Sie spielen die 4. Sinfonie von Anton Bruckner. Im ersten Teil der Veranstaltung werden Ausschnitte aus dem Film "Sergiu Celibidache und Bruckners Messe in f-moll" von Jan Schmidt-Garre gezeigt

So finden Wegbegleiter Celibidaches, sein Publikum, Kritiker und Freunde beim 1. Sergiu Celibidache Festival ein Forum, um sich zu begegnen, um Vergangenheit in der Gegenwart sich spiegeln zu lassen und die musikalische Zukunft zu gestalten.

 

Konzerte


Eröffnungskonzert
Donnerstag, 10. Oktober 2002, 20 Uhr
Prinzregententheater München

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie in Es-Dur, KV 16
Arnold Schönberg
Verklärte Nacht op.  4 für Streichorchester
Fassung für Streichorchester von 1943
Ludwig van Beethoven
Konzert in D-Dur für Violine und Orchester in D-Dur, op.61

Ida Haendel, Violine
Württembergisches Kammerorchester Heilbronn
Leitung: Alexandre Myrat

Alexandre Myrat, begegnete Sergiu Celibidache erstmals 1974 in Paris  und seine Arbeit wurde in den folgenden Jahren maßgeblich von Celibidaches Mainzer Kursen beeinflusst.

Festansprache: Stadträtin Monika Renner

Kammerkonzert
Montag, 14. Oktober 2002, 20 Uhr
Prinzregententheater München

Ludwig van Beethoven
S
onate für Violoncello und Klavier Nr. 3 A-Dur op. 69
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 4 C-Dur op. 102-1
12 Variationen über ein Thema von Händels Oratorium "Judas Makkabäus"
Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 5 D-Dur op. 102-2

Natalia Gutman, Violoncello
Elisso Wirssaladze, Klavier

Natalia Gutman trat oft gemeinsam mit Sergiu Celibidache auf.

Kammerorchesterkonzert I
Mittwoch, 16. Oktober 2002, 20 Uhr
Prinzregententheater München

Franz Schubert
S
infonie Nr. 5 B-Dur, D 485
Anton Bruckner
Streichquartett F-Dur, WAB 112
Fassung für Streichorchester

Accademia Musicale di San Giorgio
Leitung: Rony Rogoff

Über den Geiger Rony Rogoff sagte Sergiu Celibidache einmal, er wäre der einzige Geiger, der auf jeden spezifischen Stil die richtigen Proportionen anwenden würde   einer der Wenigen, die von der hinter den Klängen liegenden Wahrheit wüßten und fähig seien, diese auch zum Ausdruck zu bringen.

Sinfonische Blasmusik
Donnerstag, 17. Oktober 2002, 20 Uhr
Prinzregententheater München

Aaron Copland El Salon Mexico - Symphonische Skizze
Hans Kox Concertino für Altsaxophon und Bläser
Ingolf Dahl Concerto für Altsaxophon und Blasorchester
Modest Moussorgsky Bilder einer Ausstellung - Barbeitung Tohru Takahashi

John-Edward Kelly, Altsaxophon
Musikkorps der Bayrischen Polizei
Leitung: Markus Theinert

Theinert studierte bei Sergiu Celibidache

Kammerorchesterkonzert II
Freitag, 18. Oktober 2002, 20 Uhr
Prinzregententheater München

Johann Sebastian Bach
Ricercare a 6 aus dem "Musikalischen Opfer" BWV 1079
Ludwig van Beethoven
Große Fuge op. 133 für Streichquartett op. 133
Bearbeitung für Streichorchester Felix Weingärtner
Nicolas Bacri
Sinfonietta für Streichorchester op. 72
Béla Bartók
Divertimento für Streichorchester

Orchestre Interrégional Européen
Leitung: Konrad von Abel

Familienkonzert
Samstag, 19. Oktober 2002, 16 Uhr
Prinzregententheater München

Maurice Ravel
Ma mère l'Oye
Fünf Kinderstücke für Orchester

Münchner Jugendorchester
Moderation und Leitung: Heinrich Klug

Das Münchner Jugendorchester wurde 1983 gegründet und in dritter Generation von Dirigenten geleitet, die bei Celibidache studiert haben. Heinrich Klug war über viele Jahre 1. Solocellist der Münchner Philharmoniker unter Sergiu Celibidache und leitet und moderiert seit über 20 Jahren Konzerte für Kinder.

Für Celi - Lange Nacht der Musik
Samstag, 19. Oktober 2002, Teil 1 20 Uhr, Teil 2 ab 23 Uhr
Prinzregententheater München

Teil 1
Festvalorchester des Sergiu Celibidache Festival, Leitung: Enrique García Asensio

Werke von Bialas (Marsch Fantasie), Abril(Celibidachiana), Rodrigo(Homenaje a la Temprancia) und de Falla
(El sombrero de tres picos)
Lajos Lencses, Oboe und das Henschel-Quartett
Werke von Mihhaud(Les rêves de Jacob)
Ingolf Turban, Violine und Juan José Chuquisengo, Klavier
spielen Heinz Thiessen
Kammermusik für Blechbläser
Meisterschüler von Wolfgang Gaag

Teil 2
Diabelli Trio

Werke von Kummer, Strauß, Schwab, Joplin und Piazolla
Meisterschüler von Rony Rogoff
Kammermusik für Streicher
Juan José Chuquisengo, Klavier
Ravel (La valse)
Ingolf und Barbara Turban, Klavier
Tiessen (Kleine Suite für 2 Geigen, op 42)
Meisterschüler von Prof. Dr. Peter Sadlo
Werke für Schlagzeug solo

Abschlusskonzert
Sonnstag, 20. Oktober 2002, 11 Uhr
Prinzregententheater München

Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 4, Es-Dur - Die Romantische

Münchner Philharmoniker
Leitung: Zubin Metha

Im ersten Teil der Veranstaltung werden Ausschnitte aus dem Film:
"Sergiu Celibidache und Anton Bruckners Messe in f-moll"
von Jan Schmidt-Garre gezeigt.
 

 

Meisterklassen


Das Festival würdigt auch den Lehrer und Philosophen Sergiu Celibidache, indem es die Weitergabe und kritische Auseinandersetzung mit der durch in begründeten Phänomenologie der Musik fortführt und der Förderung junger Musiker im Rahmen des Festivals eine Plattform gibt.

Die Meisterklassen dienen nicht nur der Vermittlung der durch Celibidache inspirierten Musizierpraxis sondern auch der Auseinandersetzung mit Neuer Musik. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird auf die Einstudierung von Musik des 20. und 21. Jahrhunderts gelegt. Insbesondere sollen Komponisten, die in enger Beziehung zu Celibidache standen, wie Heinz Thiessen, Günter Bialas, Harald Genzmer oder Peter Michael Hamel, bevorzugt behandelt werden.

Gefördert werden die Meisterklassen von der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München und in Zusammenarbeit mit der Bayrischen Theaterakademie August Everding, der Hochschule für Musik und Theater München und der Jungen Münchner Philharmonie e.V. realisiert.

 7. Oktober 2002
Bayrische Theaterakademie August Everding
Eröffnung des 1. Sergiu Celibidache Festivals
Mit den Meisterklassen für Dirigenten und Streicher startet am 7. Oktober 2002 das 1. Sergiu Celibidache Festival. In einer Feierstunde   gemeinsam mit den Kursteilnehmen   eröffnen Professor Dr. Hellmuth Matiasek, Präsident der Bayerischen Theaterakademie August Everding, Mark Mast, Intendant der Sergiu Celibidache Stiftung und Harald Strötgen, Vorsitzender des Vorstandes der Stadtsparkasse München, das Festival.

11. - 13. Oktober 2002
Bayrische Theaterakademie August Everding
Meisterklasse für Violine mit Ida Haendel
Korrepetitor Julian Riem

7. - 10. Oktober 2002 und 17. - 19. Oktober 2002
Bayrische Theaterakademie August Everding
Meisterklasse für Streicher mit Rony Rogoff
Korrepetitor Julian Riem

11. - 19. Oktober 2002
Hochschule für Musik und Theater München
Meisterklasse für Blechbläser mit Wolfgang Gaag

7. -11. Oktober 2002 und 13. -17. Oktober 2002
Bayrische Theaterakademie August Everding
Dirigierkurs mit Orchester mit Konrad von Abel
Kursorchester: Orchestre Interrégional Européen mit Bläsern der Jungen Münchner Philharmonie
Assistent: Alejandro Vila

Repertoire
Joseph Haydn - Sinfonie Nr. 92 in G-Dur, "Oxford"
Wolfgang Amadeus Mozart - Sinfonie Nr. 38 in D-Dur, "Prager"
Ludwig van Beethoven - Sinfonie Nr. 6 in F-Dur "Pastorale" 1. - 3. Satz
Richard Wagner - "Siegfried Idyll"
Igor Strawinsky - Concerto en Ré pour orchestre à cordes 1. - 2. Satz
Arthur Honegger - "Pastorale d'été"
 

11. -  19. Oktober 2002
Hochschule für Musik und Theater München
Festivalorchester mit aktiven und ehemaligen Konzertmeistern und Stimmführern
der Münchner Philharmoniker unter der Leitung von
Enrique Garcia Asensio
Dozenten

Sreten Krstic, Violine - Helmut Nicolai, Viola - Michael Hell, Violoncello - Dorin Marc, Kontrabass
Martin Spangenberg, Holzbläser - Wolfgang Gaag, Horn - Uwe Komischke, Trompete
Dankwart Schmidt, Posaune - Peter Sadlo, Schlagzeug

Die Dozenten des Festivalorchesters haben als Kontertmeister und Stimmführer der Münchner Philharmoniker über Jahre unter Celibidache gespielt und vieles aus dieser Zusammenarbeit in ihre Musikpraxis übernommen. Dieses geistige und musikpraktische Erbe geben sie bei ihrer Unterrichtstätigkeit im Rahmen des Festivalorchesters an junge MusikerInnen weiter. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Orchesterakademie der Münchner Philharmoniker und der Jungen Münchner Philharmonie durchgeführt.

Repertoire
Günter Bialas - "Marsch Fantasie" für großes Orchester
Anton Garcia Abril - "Celibidachiana"
Joaquin Rodrigo - "Homenaje a la Tempranica"
Manuel de Falla - "El sombrero de tres picos" 1. und 2. Suite

 

Gesprächsrunden und Vorträge


In einer Reihe von Gesprächsrunden und Vorträgen soll der Beitrag Sergiu Celibidaches zur Philosophie der Kunst, der über eine private Künstler-Ästhetik weit hinausgeht, vorgestellt, diskutiert und in einen größeren Kontext gestellt werden. Es kommen neben Philosophen auch Theoretiker der Kunst, des Theaters und der Musik zu Wort, die Parallelen zu Celibidaches Denken in ihren Disziplinen aufzeigen und seine Anregungen aufgreifen und weiterdenken.

Die unter Mitarbeit von Jan Schmidt-Garre konzipierte Vortragsreihe ist dem Philosophen und Ästhetiker Celibidache gewidmet. Eine Diskussionsrunde am 19. Oktober 2002 stellt den charismatischen Lehrer ins Zentrum und setzt ihn in Bezug zu charismatischen Künstler-Pädagogen wie Stefan George, Frank Lloyd Wright und Joseph Beuys.

Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum
Mittwoch, 9. Oktober 2002, 19 Uhr

Professor Dr. Herbert Bruhn
„Musikpsychologie und die Musikphänomenologie von Sergiu Celibidache“

Moderation: Dr. Matthias Thiemel, im Anschluss an den Film „Über musikalische Phänomenologie“

Professor Dr. Herbert Bruhn, geboren 1948, ist Professor für die Musiklehrerausbildung an der Universität Flensburg. Er studierte Dirigieren und Klavier. Von 1970 bis 1984 arbeitete Herbert Bruhn als Repetitor und Dirigent an verschiedenen westdeutschen Musiktheatern. Die Begegnung mit Sergiu Celibidache zwischen 1976 und 1993 in Stuttgart weckte den Wunsch nach intensiver Beschäftigung mit den Grundlagen der Musik und führte schließlich zu einem Psychologiestudium in München. Nach Diplom und Promotion in Psychologie wurde er zunächst Musikdirektor der Universität im Saarland und 1989 als Professor nach Kiel berufen. Ausgewählte Publikationen: Handbuch der Musikpsychologie, 1993; Grundkurs Musikwissenschaft, 1998; Musiktherapie, 2000.

Filmmuseum Im Münchner Stadtmuseum
Samstag, 12. Oktober 2002, 15 Uhr

Professor Peter Michael Hamel
„Sergiu Celibidache als Kompositionslehrer“

Professor Peter Michael Hamel spricht mit Christoph Schlüren über die Entstehung seiner Sinfonie in sechs Teilen „Die Lichtung“, (Uraufführung bei der Münchener Biennale 1988).

Es sind jetzt vier Jahre, die ich mit (Sergiu Celibidache) zusammenarbeiten durfte. Noch nie hat sich ein Mensch so mit meiner Musik beschäftigt und auseinandergesetzt. Er kennt meine Sinfonie längst besser als ich selbst, hat sie auswendig im Kopf, und er hat mich mit seiner ganzen Erfahrung gelehrt, die bestmögliche Qualität und Intensität in dieser Komposition zu erzielen.

Peter Michael Hamel über Sergiu Celibidache und „Die Lichtung“,
aus dem Jahrbuch der Münchner Philharmoniker 1988/89

Professor Peter Michael Hamel zählt zu den vielseitigsten Komponisten seiner Generation, ist nicht nur im Konzert-, Opern- und Kammermusikbereich erfolgreich hervorgetreten, sondern hat sich innerhalb der experimentellen Avantgarde einen Namen gemacht und ist auch als „self performing artist“ und Leiter der internationalen Improvisationsgruppe „Between“ bekannt geworden. Hamel gilt als Vorläufer einer Weltmusik- und Minimal-music Bewegung in Europa. Er lehrte von 1993 bis 1996 an der Musikuniversität Graz und ist seit Oktober 1997 Ligeti-Nachfolger als C4 Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Instituto Cervantes
Dienstag, 15. Oktober 2002, 19.30 Uhr

Enrique Garcia Asensio
Der Künstler im Gespräch mit Dr. Matthias Thiemel

Enrique Garcia Asensio studierte in Madrid und München, bevor er in Siena zuerst Schüler und später Assistent von Sergiu Celibidache wurde. In Spanien dirigierte er alle führenden Orchester, unter anderem war er von 1966 bis 1984 und 1998 bis 2001 Leiter und Dirigent des Spanischen Rundfunk-Sinfonieorchesters in Madrid. Außerhalb Spaniens leitete er Orchester in zahlreichen europäischen Ländern und in Nord- und Südamerika. Er arbeitete mit berühmten Sängern wie Teresa Berganza, Montserrat Caballé, Alfredo Kraus, Placido Domingo und José Carreras. Seit 1969 ist Enrique Garcia Asensio Mitglied der Königlichen Akademie der Schönen Künste San Carlos in Valencia und hat seit 1970 eine Professur für Komposition am Konservatorium in Madrid inne.

Das Instituto Cervantes hat die Aufgabe, die spanische Sprache zu fördern und das Kulturgut aller spanisch sprachigen Länder weltweit bekannt zu machen und zu pflegen. Das Instituto Cervantes München freut sich, Sergiu Celibidache im Rahmen dieses Festivals zu ehren. Der weltbekannte Dirigent hatte sowohl zu Spanien als auch zum spanischen Musikrepertoire und zu vielen spanischen Musikern eine tiefe Verbindung. Dafür bürgt Maestro Enrique Garcia Asensio, selbst jahrelang Schüler und Mitarbeiter von Sergiu Celibidache, der das Festivalorchester leitet.

Gartensaal im Prinzregententheater
Mittwoch, 16. Oktober 2002, 17   18.30 Uhr

Professor Dr. David Esrig
„Die Kunst des Erlebens“  Schauspieltheorien von Stanisiawski und Meyerhold in
Bezug gesetzt zur Philosophie Sergiu Celibidaches

David Esrig, Regisseur und Professor der Theaterwissenschaft. Inszenierungen unter anderem in Bukarest, Bern, Essen, München und Paris. Zahlreiche Preise auf internationalen Theaterfestivals. Gründer und Leiter der Athanor Akademie für Darstellende Kunst Burghausen.

Gartensaal im Prinzregententheater
Donnerstag, 17. Oktober 2002, 17   18.30 Uhr~

„Celibidache in der Kritik“
Beate Kayser im Gespräch mit Professor Dr. C. Bernd Sucher

Beate Kayser, geboren in Hannover, lebt als Journalistin in München. Sie studierte Germanistik, Theater- und Musikwissenschaft in München und war 25 Jahre Feuilleton-Chefin der tz. Sie bekleidet Lehraufträge an der Deutschen Journalistenschule in München, an der Theaterakademie Athanor in Burghausen sowie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding.

Professor Dr. C. Bernd Sucher, geboren in Bitterfeld, ist Theaterkritiker der Süddeutschen Zeitung. Er leitet seit 1997 als Professor der Hochschule für Fernsehen und Film an der Bayerischen Theaterakademie den Studiengang Theater-, Fernseh- und Filmkritik. Er unterrichtet darüber hinaus an der Deutschen Journalistenschule in München sowie an den Universitäten in München und Eichstätt.

Ausgewählte Publikationen: Theaterzauberer. Von Bondy bis Zadek, 1990; Nichts als Theater, 1991 Paris   21 Tage mit Anton, 1999

Gartensaal im Prinzregententheater
Freitag, 18. Oktober 2002, 17   18.30 Uhr

Professor Dr. Jörg Splett
„Wie viele „Nicht“? Billionen.   Wie viele „ja“? Nur eins!“

Professor Dr. Jörg Splett   geb. 1936 in Magdeburg; Studien in Pullach, Köln und München (Philosophie, Psychologie, Fundamentaltheologie, Pädagogik); nach der Promotion bei Max Müller Assistent von Karl Rahner   lehrt seit 1971 Philosophische Anthropologie, Religionsphilosophie (Philosophische Theologie) sowie Geschichte der Philosophie im 19. u. 20. jh. an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt/M.; zugleich als Gast an der Hochschule für Philosophie in München. Daneben in der Erwachsenen-, Lehrer-, Priesterfortbildung tätig. Er ist seit 1964 verheiratet, Vater zweier Söhne und wohnt in Offenbach/M. Zahlreiche Veröffentlichungen in deutschen wie ausländischen Zeitschriften und Sammelwerken. Redaktionsmitglied bei Theologie und Philosophie (Frankfurt/Freiburg), Il Nuovo Areopago (Roma/Bologna).

Ausgewählte Publikationen: Die Trinitätslehre G. W. F. Hegels, 1965, 1984, ital. 1993; Liebe zum Wort, 1985; Freiheits-Erfahrung, 1986; Leben als Mit-Sein, 1990; Spiel-Ernst, 1993; Denken vor Gott, 1996; Gott-ergriffen, 2001; Zur Antwort berufen, 2002.

Gartensaal im Prinzregententheater
Samstag, 19. Oktober 2002,11   14 Uhr

„Charismatische Künstler und ihre Schulen“
Professor Dr. Jörg Splett, Philosoph
Holger Liebs, Kunsthistoriker, Redakteur der SZ München
N.N., Schüler Celibidaches
Jan Schmidt-Garre, Regisseur

Sergiu Celibidache hat sein Leben lang unterrichtet. Seine Schüler hatten sehr enge Bindungen zu ihm, die das übliche Schüler-Lehrer-Verhältnis oft überstiegen. „Du musst eine Zeit mit mir leben“   dieser Satz stand am Anfang höchst intensiver und fordernder Beziehungen, die in Einzelfällen Jahrzehnte anhielten. An der kühlen Vermittlung von Spezialkenntnissen war Celibidache nicht interessiert, sein Unterricht zielte auf den ganzen Menschen. Er steht damit in der Tradition charismatischer Künstler  Pädagogen der Moderne wie Stefan George, Frank Lloyd Wright und Joseph Beuys, die auf ihre Anhänger künstlerisch oft befruchtenden, menschlich jedoch nicht unproblematischen Einfluss aus übten.

 

 

Filmfestival


Ein eigenständiger Teil des 1. Sergiu Celibidache Festivals ist die dreitägige Filmreihe, die im Filmmuseum des Münchner Stadtmuseums vom 11. bis 13. Oktober 2002 stattfindet. Gezeigt werden Dokumentarfilme, Interviews, Konzert-, Proben- und Kursmitschnitte aus über fünfzig intensiven Schaffensjahren.

Neben den großen Kinoportraits von Jan Schmidt-Garre und Serge Celebidachi veranschaulichen selten gezeigte Film- und TV-Produktionen und Archivmaterial auf faszinierende Weise die unterschiedlichen Facetten der Arbeit Sergiu Celibidaches, z. B. im Umgang mit den Orchestern, die in seiner musikalischen Laufbahn eine besondere Rolle spielten.

Gleichzeitig   und besonders wichtig im Sinne des Stiftungszwecks   bietet die Sammlung der z. T. vom Verfall bedrohten Dokumente der Sergiu Celibidache Stiftung die Möglichkeit, alles Material im derzeit technisch führenden Digibeta-Format zu archivieren und somit der zukünftigen Forschung zu erhalten. Hierbei kommt, neben der freundlichen Unterstützung vieler Sender, ganz besonders die grundlegende Kooperation mit dem Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum zum Tragen: Das Filmmuseum stellt nicht nur den passenden Rahmen des Filmfestivals dar, sondern bietet darüber hinaus die idealen Bedingungen und Räumlichkeiten zur Lagerung des erworbenen Filmmaterials.

Filmprogramm:

Mittwoch, 9.10. 2002, 19.00 Uhr
Im Gespräch: Phänomenologie der Musik
PHÄNOMENOLOGIE DER MUSIK - 1982 (ZDF) - 59 min
Anschließend Vortrag von und Diskussion mit dem Kieler Musikpädagogen Prof. Dr. Herbert Bruhn zum Thema.

Grundlegende Diskussion über das Wesen der Musik zwischen Sergiu Celibidache, Mitgliedern der Münchner Philharmoniker und dem Philosophen Michael Nupen; Im Wechsel mit Ausschnitten aus der Probenarbeit zur 5. Sinfonie von Tschaikowsky mit den Münchner Philharmonikern. - Anschließend Diskussion mit dem Flensburger Musikpädagogen Prof. Dr. Herbert Bruhn zum Thema.

Freitag, 11.10.2002, 18.00 Uhr
In Probe und Konzert:
Igor Stravinsky: L'OISEAU DE FEU - 1964 - Schwedisches Rundfunk-Sinfonie-Orchester - 113 min

Zwischen 1963 und 1971 arbeitete Celibidache als ständiger Gastdirigent intensiv mit dem Stockholmer Orchester, mit dem er auch erfolgreiche Tourneen durch Europa unternahm. Die "Feuervogel"-Suite in der Fassung von 1919 gehörte bereits seit Celibidaches frühesten Nachkriegsauftritten mit den Berliner Philharmonikern zu seinen "Paradestücken". Das schwedische Fernsehen hat im vorliegenden einzigartigen Probenmitschnitt die Genese des gesamten Stückes, vom ersten bis zum letzten Takt, mitsamt dem nachfolgenden Konzert dokumentiert. Es gibt keinerlei Kommentare aus dem Off, man hört, wie Celibidache auf Deutsch, Englisch und Italienisch mit den Musikern arbeitet. In ruhigen, konzentrierten Schwarz-Weiß-Bildern folgt dabei die Kamera dem Geschehen und erzeugt eine eigentümliche, faszinierende Schwebe zwischen distanziert planvoller Beobachtung und unmittelbarem Einbezogensein in das spontane Geschehen.

Freitag, 11.10.2002, 20.30 Uhr
Portrait: Der Musiker und die Musik
CELIBIDACHE. MAN WILL NICHTS - MAN LÄSST ES ENTSTEHEN - 1992 Jan Schmidt-Garre -
Musik: Johannes Brahms, Giuseppe Verdi, Anton Bruckner, Béla Bartók, Pietro Locatelli,
Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach - 120 min

"Du zwingst mich, mit dem Intellekt in dieses Mysterium hineinkommen zu wollen. Und ich bin nicht stark genug zu sagen: Nein, wir können uns nicht darüber unterhalten, was da geschieht - weder kann ich dir etwas sagen, noch kannst du mich befragen." Diese Ablehnung Sergiu Celibidaches gegenüber jeder Form von konservierender, die Einmaligkeit jeder Situation verneinender sprachlicher, ton- oder bildlicher Fixierung, bestand stets als Hürde für jede dokumentarische Zusammenarbeit mit dem Dirigenten. Als Schüler Celibidaches allerdings mit dem besonderen Wohlwollen des Maestros für das filmische Projekt versehen, gelang dem jungen Regisseur Jan Schmidt-Garre ein beeindruckendes Portrait des Musikers und ein interessanter Versuch, aus der filmischen Distanz auf das zu blicken, was dem Maestro selbst am Herzen lag: die Musik. Prädikat: Besonders wertvoll. (Der Regisseur Jan Schmidt-Garre ist bei der Vorführung selbst anwesend.)

Samstag, 12.10.2002, 11.00 Uhr
Celi im Konzert
Nikolaj Rimskij-Korsakov: SCHEHERAZADE - 1982 (SWR) - Radio-Sinfonie-Orchester Stuttgart - 51 min
Maurice Ravel: BOLÉRO - 1994 (WDR) - Münchner Philharmoniker - 17 min und zusätzliches Material aus Skandinavien.

Konzertmitschnitte, die Celibidache mit verschiedenen deutschen und skandinavischen Klangkörpern in einem Zeitraum von über 30 Jahren und mit äußerst unterschiedlichem Repertoire zeigen. Die WDR-Produktion von 1994 dokumentiert Celibidaches letzte Aufführung von Ravels "Boléro" im Alter von 82 Jahren und bietet somit die Möglichkeit zum direkten Vergleich mit den früheren Konzerten von 1966 und 1984 (vgl. Termin Sonntag, 15.00 Uhr).

Samstag, 12.10.2002, 18.00 Uhr
Im Konzert: Rony Rogoff und Arturo Benedetti Michelangeli
Maurice Ravel: KLAVIERKONZERT G-Dur - 1982 - London Symphony Orchestra -
Solist: Arturo Benedetti Michelangeli - 25 min
Wolfgang Amadeus Mozart: VIOLINKONZERT KV 219 - 1978 (SWR) -
Staatsorchester Rheinland-Pfälzische Philharmonie - Solist: Rony Rogoff - 45 min
Ludwig van Beethoven: KLAVIERKONZERT Nr. 5 op. 73- 1974 - Orchestre National de l'ORTF - 39 min

Dieses seltene Filmdokument zeigt den Ausnahmegeiger Rony Rogoff in seiner wiederholten und intensiven Zusammenarbeit mit Celibidache. Es umfasst neben dem Konzert auch die Probenarbeit.

Die gemeinsamen Konzerte mit dem Pianisten Benedetti Michelangeli bedeuteten bis in die 90er Jahre hinein stets Höhepunkte einer Konzertsaison. Das gegenseitige musikalische Einvernehmen der beiden Musiker konnte nicht glücklicher sein, die gegenseitige Bewunderung nicht höher. Es existiert noch ein weiteres Filmdokument dieser außergewöhnlichen Partnerschaft (eine finnische Produktion von 1969, ebenfalls mit dem 5. Klavierkonzert von Beethoven). Der Versuch einer Videoproduktion 1992 in München mit dem Ravel-Konzert scheiterte, da sich der Pianist durch die im Vergleich zur Probe veränderte Beleuchtung gestört fühlte. Das Konzert wurde jedoch bei gedämpfter Beleuchtung zu Ende geführt.

Samstag, 12.10.2002, 20.30 Uhr
50 Jahre Reportagen und Dokumente 1946-1990
Auschnitte aus  Wochenschauen:
Dimitri Schostakowitsch: 7. SINFONIE (1946) - Berliner Philharmoniker
Franz Schubert: 2. Sinfonie - Berliner Philharmoniker
Ludwig van Beethoven: «EGMONT»-OUVERTÜRE (1948) - Berliner Philharmoniker - 9 min
(Ausschnitt aus dem Film BOTSCHAFTER DER MUSIK - BRD 1951 (SFB)
INTERVIEW - I 1964 Isola Lipari
DER TASCHENGARTEN - BRD 1979 (SWR) - 5 min
CELI UND SEINE PHILHARMONIKER - 1987 (BR) - R: Georg Förtsch - 44 min
GASTSPIEL DER HOFFNUNG - 1990 (ZDF) – R: A.M, Pandelea

Zahlreiche Dokumente aus 50 reichen Schaffensjahren illustrieren Celibidaches außergewöhnlichen Weg als Musiker. Die frühesten, sehr kurzen Wochenschau-Ausschnitte sind rare, zum Teil kuriose Zeugnisse aus den Anfängen im Nachkriegs-Berlin. Sie zeigen den temperamentvollen jungen Feuerkopf u. a. am Pult der Berliner Philharmoniker. Ein besonders wertvolles Dokument zeigt einen Ausschnitt der international Aufsehen erregenden deutschen Erstaufführung der siebten Sinfonie von Schostakowitsch.

Die Reihe führt weiter über zwei wertvolle Dokumente aus Italien: ein kurzes RAI-Interview Anfang der 60er Jahre, das Celibidache auf seinem Landsitz auf der Insel Lipari zeigt, und ein äußerst seltenes Dokument mit Aufnahmen eines Sieneser Dirigierkurses aus etwa der gleichen Zeit. Die kurze Reportage des SDR über Celibidaches einzige Eigenkomposition, die er je mit einem Orchester einstudiert und - in diesem Falle - sogar im Studio eingespielt hat, mischt Einblendungen aus Probenarbeiten und Ausschnitte aus einem Interview zum "Taschengarten" auf latent kritische Weise.

Schließlich beleuchten die beiden umfassenderen Reportagen seine "Glanzzeit" mit den Münchner Philharmonikern, nicht ohne aufschlussreiche Einblicke in Celibidaches gereifte Musikphilosophie anhand von Interview-Äußerungen und praktischer Probenarbeit. Ein ausführlicher Bericht widmet sich den Konzerten in Celibidaches Heimat Rumänien kurz nach der Öffnung des "Eisernen Vorhangs".

Sonntag, 13.10.2002, 11.00 Uhr
Dirigent, Komponist, Lehrer: Der "große Schwierige"
MAGIER UND TYRANN - 1992 (NDR) - R: Günther Specovius - 43 min
Henri Dutilleux: MÉTABOLES - 1974 (INA) - Orchestre National de l'ORTF - 40 min
Graham Waterhouse: Streichquartett und Gespräch

Die hervorragende Dokumentation "Magier und Tyrann" des NDR bietet eine alle Facetten und Perioden berührende, mit reichlich Dokumentarmaterial ausgestattete Einführung in das Phänomen Celibidache. Teile aus dem Interview mit Günther Specovius, das sich als Leitfaden durch die Produktion zieht, sind in limitierter Edition bei EMI auf CD veröffentlicht worden. Nach dieser Einführung wird der Komponist Graham Waterhouse über die direkten Einflüsse Celibidaches auf seine Werke berichten und anhand ihrer Aufführung hörbar machen. Das Filmdokument mit Probe und Konzert der "Métaboles" zeigt Celibidache am Pult des französischen ORTF-Orchesters in seinem Einsatz für zeitgenössische Komponisten.

Sonntag, 13.10.2002, 15.00 Uhr
Die Kunst des Dirigierens: Probe, Konzert und Unterricht
Maurice Ravel: BOLÉRO - 1966 - Schwedisches Rundfunk-Symphonie-Orchester - 49 min
DIRIGENTENKURS TRIER - 1977 (ZDF) - Staatsorchester Pfälzische Philharmonie - 45 min
Maurice Ravel: BOLÉRO - 1984 (ZDF) - Münchner Philharmoniker - 20 min

Die legendäre ZDF-Produktion von 1977 wirft einen intensiven Blick auf den Lehrer Celibidache: immer wach, absolut direkt im Zugriff auf die Eigenarten der Studenten, stets ein erbarmungslos konfrontierender Spiegel jeder kleinsten Geste, aber auch mit Charme verführend und das Gute fördernd. Ergänzend dazu ein Gespräch im Kreise seiner Trierer Studenten.

Umrahmt wird der Trierer Kurs von Beispielen für Celibidaches Dirigierkunst: Ravels "Boléro" einmal in ausführlicher Probe und Konzert mit dem Schwedischen Rundfunk-Sinfonieorchester von 1966 - ein Dokument, das ebenso als anspruchsvolle filmische Arbeit gelten kann - und einmal in einer feurigen Aufführung mit den Münchner Philharmonikern von 1984, rund zwanzig Jahre später.

Sonntag, 13.10.2002, 18.00 Uhr
Bei der Probe:
Richard Strauss: TILL EULENSPIEGEL - 1964 - Radio-Symphonie-Orchester Stuttgart - 52 min
Gabriel Fauré: REQUIEM - 1982 - London Symphony Orchestra - London Symphony Chorus  - 55min

Das Filmdokument der Till Eulenspiegel-Probe in Stuttgart gilt unter den Eingeweihten zu Recht als legendär. Kein anderer Mitschnitt zeigt Celibidache in solchem Überschwang. Die Präzision, die Wachheit, die Schlagfertigkeit und Reaktionsschnelligkeit erscheinen ins Extrem gesteigert. Man beginnt zu fühlen, aus welcher Kräften sich Celibidaches Ausnahmerang als Dirigent speiste.

Der Maestro, der fast 20 Jahre später vor dem Chor und Orchester der London Symphony steht erscheint dagegen abgeklärter und ruhiger, natürlich gereifter, aber der Hintergrund des unglaublichen Anspruchs, den er verkörperte, ist genauso spürbar und durch die Gegenüberstellung der beiden Probenmitschnitte erhält man einen faszinierenden Eindruck des umfassenden Wissens und der musikalischen Dimensionen Celibidaches. Das BBC-Dokument folgt der Probenarbeit an Faurés Requiem in aller Ruhe über 3 Tage und zeigt die Arbeit auch die Einzelarbeit mit den Solisten.

Sonntag, 13.10.2002, 20.30 Uhr
Portrait: Celis "Garten"
DER GARTEN DES SERGIU CELIBIDACHE - 1996 - Serge Ioan Celebidachi -
Musik: Anton Bruckner, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Joseph Haydn, Béla Bartók - 147 min

 

1. Sergiu Celibidache Festival

dazu schreibt Harald Eggebrecht am 22.10.2002 in der

 
Presse


Aus dem Nichts

Das erste Celibidache-Festival hat sein Potenzial gezeigt

Ob es dem alten Löwen geschmeckt hätte? Seine tiefe Skepsis wäre gewiss nicht zu besiegen, aber dieses Festival hat seinem Namensgeber alle Ehre gemacht. Zwei Wochen lang wurde erfolgreich der Geist des Dirigenten, Musikdenkers, Lehrers und Menschen Celibidache beschworen in Bild und Ton, Diskussionsrunden, Vorträgen und musikalischem Unterricht, schließlich in zehn Benefizkonzerten und selbstverständlich auch in zahllosen Begegnungen mit jenen, die Celibidache an den verschiedenen Orten seines Wirkens erlebt haben.

Alle aktiven Teilnehmer verzichteten auf Honorare zugunsten des Veranstalters, der Sergiu-Celibidache-Stiftung. Was deren Intendant Mark Mast in Kooperation mit der Theaterakademie August Everding, der Hochschule für Musik und dem Münchner Filmmuseum auf die Beine stellten, ist, nehmt alles nur in allem, imponierend und zukunftsträchtig.

Für rund vierzig Veranstaltungen interessierten sich mehr als siebentausend Besucher. Das Abschlusskonzert der Münchner Philharmoniker unter dem Celibidache-Schüler Konrad von Abel, der kurzfristig für den nach Los Angeles ans Totenbett seines Vaters geeilten Zubin Mehta einspringen musste, und das Kinderkonzert unter Heinrich Klug waren restlos ausverkauft. Die „lange Nacht für Celi“ dauerte bis weit nach Mitternacht – für die anregende Mischung sorgten die ehemaligen Musiker der verschiedenen Celibidache- Orchester und einstige Schüler und Teilnehmer der Meisterklassen. Allein an den drei Meisterkursen – einen gab die Geigenlegende Ida Haendel, Kammermusiker trafen sich bei Rony Rogoff und Blechbläser beim einstigen Philharmoniker-Solohornisten und jetzigen Hochschulprofessor Wolfgang Gaag –, am Dirigierkurs und an dem in zehn Tagen in Zusammenarbeit mit der Jungen Münchner Philharmonie e.V. entstandenen Festivalorchester beteiligten sich 150 Musiker aus sechzehn Nationen. So wurde das Lehren, in dem Celibidache höchstes menschliches Tun sah, zum Herzen des Festivals, das im Prinzregententheater ein attraktives und repräsentatives Zentrum hatte.

Allein das Filmfest, bei dem die sichtbaren Spuren des Maestro durch fünfzig Jahre verfolgt werden konnten, war eine Attraktion für sich. Zu sehen, wie sich der ekstatische Feuerkopf der frühen Berliner Jahre und der mit gefährlichem Charme agierende Pultstar der skandinavischen Zeit in den sechziger Jahren in den souveränen, schließlich altersweisen Münchner Generalmusikdirektor verwandelte, der mit seinen Philharmonikern Welterfolg hatte, gehört zu den aufregenden Erfahrungen auf diesem Festival. Dieses und weiteres Filmmaterial soll im Münchner Filmmuseum gelagert und auch restauriert werden. Der Grundstock zu einem Celibidache-Film-Archiv ist damit gelegt.

Meister aller Klassen

Mit der gesamten Veranstaltungsreihe hat sich die Celibidache- Stiftung der Öffentlichkeit in ihrem Potenzial präsentiert. Es heißt, Mimen oder ausübenden Musikern flechte die Nachwelt keine Kränze. Nun, ganz so streng fällt das Urteil der Nachgeborenen nie aus, sonst wüssten wir heute nichts mehr über Paganinis Geigenspiel oder die Kunst des legendären englischen Schauspielers Garrick aus dem 18. Jahrhundert. Bei den ganz Großen gibt es eben eine Art Nachbeben, ein Nachklingen und eine Fortsetzung jenes Wirkens mit anderen Mitteln. In diesem Sinne hatte sich die Stiftung 1999 gegründet auf der finanziellen Basis der Erlöse, die mit dem umstrittenen Verkauf von Aufnahmen bei der Deutschen Grammophongesellschaft zu erzielen waren. Doch der auf fünf Jahre prospektierte Vertrag wurde nach zwei Jahren gekündigt. Die Krise der Musikindustrie hat auch hier zugeschlagen. Der ausgemachte Plattengegner Celibidache würde wahrscheinlich erst recht verächtlich lachen, wenn er hörte, dass die CDs nach anfänglicher Sensation nun nicht mehr so gut gehen.

Doch um die Ziele der Stiftung zu erreichen, braucht es Geld. So sollen nicht nur der theoretische und kompositorische Nachlass Celibidaches, Filme und Hördokumente gesammelt und archiviert, sondern besonders die Ausbildung junger Musiker und Dirigenten im Sinne Celibidaches ermöglicht und gefördert werden. Auch soll die musikalische Phänomenologie wissenschaftlich weiter erforscht werden, sogar Gebäude und Räumlichkeiten will man erwerben, um dort Kurse und Lehrveranstaltungen abhalten zu können. Ein nahezu utopisches Programm, zu dem noch Aufträge für Kompositionen dazukommen sollten. Finanziell gesichert ist gerade noch das Jahr 2003. Dann aber muss, wie Intendant Mark Mast formuliert, das Netzwerk, das sich durch Celibidache weltweit gebildet hatte, aktiv werden. Freundes- und Förderkreise, Sponsoren und Geldgeber sind gesucht und aufgefordert, die jetzt sichtbar gewordene Arbeit der Stiftung zu unterstützen.

In zwei Jahren soll, wieder im Oktober, das zweite Festival stattfinden, weil sich darin die Aktivitäten der Stiftung am besten bündeln und präsentieren lassen. Es soll dann ebenfalls auf vier Pfeilern ruhen: auf Konzerten, Meisterklassen und Kursen, Filmen, Vorträgen und Diskussionen. In der Zwischenzeit sollen einzelne Konzerte gegeben werden, auch Kurse in kleinerem Rahmen. Auf diese Weise möchte man die Aufmerksamkeit für die Tätigkeiten der Stiftung wach halten. Es wäre schön, wenn man 2004 mit einem Wort Celibidaches sagen könnte: „Aus dem Bestehenden weiter.“